SZ Beilage „Kinder“
Lob muss sein: In der aktuellen „Süddeutschen Zeitung für Kinder“- Beilage der SZ vom 12.12.12 – wird in der Reportage „Alles Familie“ (verschiedene Familienporträts) ganz selbstverständlich auch von Friederike (14) erzählt, die zwei Mütter hat. Im Artikel werden Klischees vermieden. Friederike interessiert sich für Fußball. Ihre Mütter nicht. (Ihr Vater übrigens auch nicht.)
Warum ich diesen Artikel wichtig finde? Jedes Mal, wenn unsere Tochter ihre Schulbücher zur Hand nimmt und sich an vermeintlich lebensnahen Textaufgaben abarbeitet, dann entpuppen sich die Sachaufgaben als Abbild einer bestimmten Welt, in der eben nicht alle Familien selbstverständlich vorkommen. Gut, mittlerweile heißen die Kinder in den Texten wenigstens ab und zu Murat und Yesim, aber zwei Mütter, drei oder gar vier Eltern hat einfach niemand – gar niemand. Unsere Tochter findet sich nicht wieder.
Wenn ein Kultusministerium Regenbogenfamilien nicht richtig findet, dann lautet die Strategie: Totschweigen – hat schon immer super funktioniert. Das Perfide daran ist, dass dieser Zustand so schwer zu verändern ist und Regenbogenfamilien nicht die einzigen sind, die unsichtbar sind. Zu Recht sagen viele Eltern in Diskussionen um die Sichtbarkeit dann Folgendes: „Was regst du dich so auf, ich mit meiner Patchworksituation komme doch auch nicht vor. Wenn ich da jedes Mal meckern würde, dann hätte ich ja nur noch schlechte Laune.“ Tja, was ist denn eigentlich so schwer daran, in Schulbüchern die reale Vielfalt von Familien abzubilden? Nichts ist daran schwer. Die Vielfalt soll nur einfach nicht sein, denn sie zeigt, dass das Modell „Papa, Mama, Kind, Hund“ eben nicht mehr überall die einzige Familienform darstellt. Viele Menschen mögen das bedauern. Aber es ist die Realität. Eltern trennen sich, erziehen fortan alleine, lernen neue Partner_innen kennen, Patchworkfamilien entstehen, lesbische/schwule/queer Familien werden geplant, Kinder wachsen in sehr unterschiedlichen Konstellationen auf. So kann es nur darum gehen, möglichst allen Kindern und ihrer Lebenswelt wenigsten in Ansätzen gerecht zu werden. Die Gesellschaft ist schon viel weiter als die herrschende Politik. Eine Regenbogenfamilie in einem Schulbuch ist „keine Werbung für Homosexualität“, sondern ein realistisches Beispiel heutiger Familienvielfalt. Aus diesem Grund kann ich mein Kind nur dazu animieren, die SZ-Beilage dieses Mal besonders aufmerksam zu lesen. Schließlich werden auch eine Patchworkfamilie, eine durch Adoption entstandene Familie sowie ein alleinerziehender Vater vorgestellt. Danke!
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