Schwules Paar kämpft um die kleine Carmen
In Thailand lebt ein schwules US-amerikanisch-spanisches Paar mit seiner neun Monate alten Tochter Carmen, die eine Leihmutter ausgetragen hat, versteckt. Einer der Väter ist der biologische Vater, eine weitere Frau hat die Eizelle gespendet und die Leihmutter hat das Kind ausgetragen. Nachdem die Leihmutter noch in der Klinik dem Männerpaar das Baby übergeben hatte, verweigert sie nun dem Kind die Ausreise und will das Sorgerecht für Carmen erstreiten. So weit die Fakten.
Wollen schwule Männer leibliche Eltern werden und das Kind nicht mit einer Frau/einem Frauenpaar teilen, dann ist der Weg über eine Leihmutterschaft die einzige Möglichkeit, eine Familie zu gründen. Nun ist hierzulande dieser Weg verboten. Ein Blick ins Ausland zeigt, dass es einige Länder gibt, in denen diese Option legal ist. Darunter fallen die USA, aber auch Länder, in denen besonders Frauen von Armut und Perspektivlosigkeit betroffen sind. Je ärmer die Herkunftsländer und damit die Frauen, desto bezahlbarer sind die Dienste der Leihmütter bzw. der jeweiligen Agenturen. Will man(n) in den USA den seriösen Weg gehen, landet man schnell bei einer sechsstelligen Summe – wer kann sich das leisten? Und es ist mehr als fraglich, ob alle teueren Agenturen auch wirklich seriös sind.
Wo fängt Ausbeutung an? Nutzen gut situierte Bewohner der nördlichen Hemisphäre die weibliche Armut aus? Woher wissen die Kunden, in welche Kanäle ihr Geld fließt? Welche ethischen Standards bräuchte es, damit die Gefahr der Ausbeutung minimiert wird? Und wer erarbeitet bzw. überprüft diese Standards?
In der US-amerikanischen Community gibt es lesbisch-feministische Frauen, die aus Überzeugung ein Kind für schwule Paare austragen – der finanzielle Aspekt ist hier sicher nicht der zentrale Gesichtspunkt.
Das Feld der Leihmutterschaft ist so problematisch, weil existenzielle Themen damit verbunden sind. Es geht um neues Leben. Und um einen riesigen Geschäftszweig. Kind gegen Geld.
Im oben geschilderten Fall heißt es, die Leihmutter hatte nie vor, das Kind dem schwulen Paar tatsächlich zu geben. Die Frau könnte womöglich Carmen zugesprochen bekommen, denn sie hat die homophobe Rechtssprechung auf ihrer Seite. Eine Frau lässt sich eine Schwangerschaft bezahlen und beruft sich hinterher darauf, dass sie nun doch nicht will, dass ihre Tochter bei schwulen Eltern groß wird und hofft, dass sie damit rechtlich durchkommt. Ist dies ethisch in Ordnung?
Existenzielle Gefühle lassen sich nicht gesetzlich regeln. Und es gibt Geschäfte, die ethisch problematisch sind. Und doch hören wir immer wieder von geglückten Familiengeschichten, an denen Leihmütter beteiligt waren. Es ist kein Wunder, dass dabei in der Regel die Beteiligten über einen zumindest ähnlichen kulturellen und wirtschaftlichen Hintergrund verfügen.
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