Fastenzeit

Manchmal frage ich mich, wie viele Lesben im Winter verstärkt backen. Kommt so auf den Bezug zur Küche an, ob eine Weihnachten feiert, ob eine dringend Weihnachtsplätzchen braucht, um den ganzen damit verbundenen Wahnsinn überhaupt auszuhalten – nun ja, kurz gesagt, einige backen auf jeden Fall.

Und dann gibt’s ganz viele Sorten: Mandelplätzchen, Kokosmakronen, Butterkringel und die besten Vanillekipferl der Welt. Die backt nämlich meine Freundin, Frau, Liebste.

Kurz darauf ist dann eigentlich schon Fasching. Eigentlich sind wir ja schon völlig abgefüllt mit Süßem, aber es geht dann doch immer noch erstaunlich viel. Das heißt, ich brauche zwei Wochen jeden Tag einen Faschingskrapfen. Jeden Tag. Bis sie mir zu den Ohren rauskommen. Was das zur Folge hat, ist klar: Der oberste Knopf der Lieblingshose geht nicht mehr zu – und letztlich sehnen wir uns Aschermittwoch herbei, damit das Ganze endlich ein Ende hat. Die Zeit davor wird sozusagen parallel damit verbracht, sich der Völlerei hinzugeben und gleichzeitig mental darauf einzustellen, dass die Fastenzeit in Kürze beginnt. Ziemlich anstrengendes Unterfangen.

Und dann ist Aschermittwoch da. Oh je. Die Fastenzeit beginnt.

Nun folgt eine Zeit, in der sich alles um’s Essen dreht. Es wird fast über nichts Anderes gesprochen. Und die vielen Visualisierungen von Pralinen, von herrlich süffigem Rotwein, von leckeren Eisbechern und einem erfrischenden Gläschen Prosecco…..

Eigentlich ist die Fastenzeit voller Genüsse. Sie werden nur zeitweise nicht ausgelebt. Danach dafür umso lustvoller.

Jedenfalls: An der Stelle kriege ich immer ein Problem. Die Sache mit den nicht ausgelebten Genüssen erinnert mich nämlich an die Aussagen der liberalen Katholischen Kirche zur Homosexualität: Du darfst homosexuell sein, aber diese Angelegenheit nicht aktiv ausleben. Be it but do not act on it. Und nix mit danach umso lustvoller. Gar nicht sollst Du!

Als ob das so einfach ginge. Als ob sich Begehren so einfach umlenken oder umleiten ließe.

Es gibt eben doch einen gewissen Unterschied, ob es um den zeitweiligen Verzicht auf Zucker, Süßkram aller Art und Alkohol geht oder um die Lebensform.

Das habe ich nun davon, wenn ich mir einen Ritus zueigen mache, obwohl mir sonst aus dem Katholizismus so Vieles fremd oder gruselig ist.

War nur so ein Gedanke.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert